Der Lösungsansatz
Notgedrungen muss man an der Stelle die Kröte schlucken und die gesamte Elektrik neu machen lassen. Es sind für eine stückweise Lösung einfach zu viele Baustellen.
Wenn man das tut, dann überlegt man sich natürlich gleich eine Komplettlösung. Eine, die ohne Funk auskommt, denn der funktioniert bei meinen dicken Wänden eh nicht. Eine, die gleichzeitig Bastler- und Normalo-kompatibel ist, wenn irgend möglich. Und vielleicht eine, die auch andere Bastler und/oder Menschen 😀 einsetzen können.
Das heißt: es braucht ein vernünftiges Bussystem. Oder zwei -- 1wire ist billig und einfach anzuschließen, braucht aber einen Busmaster und bei Problemen jemanden, der sich auskennt. KNX dagegen gibt es von der Stange, funktioniert ohne Busmaster, und jeder Elektriker kennt sich heutzutage einigermaßen damit aus (hoffentliuch).
1wire hat einen Busmaster. Man muss also die Sensoren abfragen. Dazu gibt es einen Busbefehl, auf den sich nur die Slaves melden, bei denen etwas zu tun ist. Das hat nur einen Nachteil: es gibt keine Sensoren, bei denen diese Funktion eingebaut ist. Aber 1wire-Slaves kann man ja auch selebr programmieren …
Und die Stereoanlage muss ent-brummt werden. Und Netzwerkkabel wären auch fein, wenn man schon die Wand aufreißt – WLAN wird durch meine dicken Wände sehr effektiv abgeschirmt.
Rauchmelder: da gibt es drei Mögichkeiten. Entweder eine Profi-Anlage, oder lauter Simplex-Rauchmelder verbauen, oder eine vernünftige Lösung selbst bauen. Die Profi-Anlage ist mir teuer und nicht bastler-kompatibel. Einzelne Rauchmelder scheiden aus; wenn es im Heizungsraum brennt, hört das im 1. Stock niemand, egal wie laut die Dinger sind. Außerdem haben die alle Batterien, die gewechselt werden wollen.
Die dritte Möglichkeit sind günstige semi-intelligente Rauchmelder, die man selber irgendwie miteinander verbindet. Von Gira gibt es für 30€ die "Dual"-Melder. Und Menschen, die deren Protokoll analysiert und dokumentiert haben. (Oder ein KNX-Modul, aber das kostet idiotische 70€ pro Stück.) Folgerung: Ich baue mir so ein Modul selber und hänge die Rauchmelder an den 1wire-Bus. Bei 30 Meldern kostet das 15€ pro Teil.
Die Sprechstelle bekommt SIP verpasst. IP über vier Drähte einer uralten und nicht abgeschirmte Klingeldrahtleitung kann funktionieren, aber selbst wenn: störsicher ist das nicht.
Man nehme also einen kleinen VDSL-Kasten und zwei Drähte. Mit ein paar Spulen und Kondensatoren kann man darüber gleichzeitig Spannungsversorgung (24V) und IP übertragen. Mit vier Drähten braucht man den Aufwand nicht, und mit 6 Drähten kann man einmal 1wire dazu legen. (Der 1wire braucht eine separate Masse; von den 24V kommen mei mir 22.5V an, der Rest endet im Leitungswiderstand.) Der VDSL braucht 5V, also noch einen kleinen Konverter dazu. (Über 5V/2A auf dieser Busleitung brauche ich gar nicht erst nachdenken, der SPannungsabfall macht diese Idee von vornherein unbrauchbar.)
… und dann war da noch die Heizung.
KNX-Heizungsregler sind doof. Mit Busanschluss kostet einer 150€; angesichts der Tatsache, dass ein autonomer China-Regler für weniger als 10€ zu haben ist, sehe ich das nicht ein. Alternativ kann man thermische 230V-Regler zentral anbinden, aber dann braucht man ein Extra-Stromkabel zu jeder Heizung. Auf beides hatte ich nicht wirklich Lust.
Man könnte die Thermostate lokal durch elektronische Versionen ersetzen. Aber erstens brauchen die alle irgendwie Strom (noch mehr Batterien), zweitens brauche ich trotzdem die Ventilstellungen.
Das Ziel ist eine zentrale Steuerung, die die Ventilstellung aller Heizkörper kennt und dann die Vorlauftemperatur so regelt, dass das am weitesten offene Ventil auf 75% steht. So ungefähr. Damit sich das regelungstechnisch nicht aufschaukelt, muss ich den Ventilen sagen können, dass sich der Vorlauf ändert und sie prophylaktisch ein wenig weiter auf- oder zumachen sollen.
Wenn im Raum ein Fenster offen ist, bringt das die Heizungsregelung durcheinander und verbrät Energie. Es braucht also Fensterkontakte. Aber auch dafür hat man ja den Bus.
Ach ja: was ist bei Ausfall der zentralen Steuerung? dann sollten die Heizungen trotzdem noch einigermaßen funktionieren. Die Regler vor Ort brauchen also außer einem Bus auch Temperaturfühler.
In meinem Haus gibt es noch eine weitere Spezialität: wenn sich in einer Heizungsleitung Luftsäcke bilden, fließt das Wasser nicht durch die Leitung. Dasselbe passiert, wenn ein Ventil versulzt. Die Regelung sollte das erkennen. Das geht am besten mit zwei Thermometern an der Heizung – eines am Vor- und eines am Rücklauf. Das dritte Thermometer misst die Raumtemperatur – das brauche ich für eine autonome Regelung sowieso.
Um das Ganze miteinander zu verbinden, brauchen wir einen Bus.