Ich und die Computerei
Anfänge
Ich und ein Lötkolben. Das geht nicht gut.
Der war ein Weihnachtsgeschenk. (Ich erinnere mich noch, dass ich kreuzunglücklich war, weil ich erst dachte, ich bekomme das Ding nicht.) Ein Jahr später habe ich mit einem selber zusammengelöteten Elektor-Rechner auf 6502-Basis piepsige Weihnachtslieder abgespielt.
Als der nicht mehr reichte, musste ein Commodore C-64 her. Und ein Modem. Und die eigene Mailbox. (Selbstverständlich mit selber angelötetem seriellem IC.) Und die eigene Telefonleitung für den Computer.
Eine elektrische Typenrad-Schreibmaschine hatte ich auch, die ich mit dem Rechner angesteuert habe. Das war viel billiger als ein Drucker, und hat viel besser ausgesehen als das, was so aus den damaligen Nadeldruckern rauskam.
Next: Macintosh. Das Original (512k). Mit einer aus den USA besorgten Platine aufgebohrt auf damals sagenhafte 2 MByte Hauptspeicher. Und ein ImageWriter als Drucker.
Irgendwann in der Zeit war da noch die Entdeckung des ersten Mac-Virus. Und mein Apple-Filesharing-Verschnitt – Apple wollte für die Serversoftware viel Geld, ich habe das damals mal eben nachprogrammiert.
Studium
Informatik an der Uni Erlangen. Zu theorielastig; was erwartet man auch von einer Fakultät, die nicht etwa Informatik heißt, sondern IMMD ("Institut für mathematische Maschinen und Datenverarbeitung") und einer Uni, die damals mehr Professuren für altrömisches Kirchenrecht hatte als für Informatik … und dann hatten sie noch Allüren, mich für meine damalige Proto-Internet-Nutzung zur Kasse zu bitten. Hallo, gehts noch?
Dasselbe Fach in Karlsruhe. Sehr viel angenehmer. (Und das nicht, weil es leichter wäre. Nur sinnvoller.) Und Leute, die verstehen, was ein Internet ist; die Uni Karlsruhe hatte damals als erste einen "richtigen" Netzanschluss mit eigener 56-kBit-Leitung in die Staaten. Für damals war das verdammt viel.
noris network
Nach dem Studium stand ich vor der schwierigen Frage (nicht vergessen: damals gab es noch kein DSL!), wo der Mensch seine tägliche Internet-Dosis zu günstigen Preisen herbekommen könne.
Zusammen mit zwei Freunden kam ich auf die naheliegende Antwort, andere dafür bezahlen zu lassen. Bevorzugt Firmen, denn die haben mehr Geld … und das war die Geburtsstunde der noris network GbR, die später zur GmbH wurde, die später zur AG wurde.
U-ISDN
… oder „Da war doch noch was“.
In Karlsruhe hatte ich einen Mac IIfx. Ein großes Ding, 68040-Prozessor, sechs Nubus-Slots … und darauf lief A/UX (das alte Unix von Apple. Nix Darwin — sondern ein zusammengeschusterter SVR5/BSD-Hybrid. Apple leugnet inzwischen, dass es das jemals gab), und darin eine einigermaßen intelligente Hermstedt-ISDN-Karte. Leider war das Teil nicht flexibel genug, um unter A/UX einigermaßen ansteuerbar zu sein.
Folglich schrieb ich eine etwas dümmere Firmware für diese Karte und programmierte einen eigenen ISDN-Stack. Mit Streams, denn das war in diesem Unix-Tier das Mittel der Wahl. Angebunden an ein BSD-Networking, das damit ganz und gar nicht einverstanden war … Unnötig zu sagen, dass dieses Projekt über das Stadium „ganz dolle viele Bugs“ nicht hinauskam.
Das war der Punkt, an dem ich mich entschieden habe, in Zukunft nur noch an Dingen zu arbeiten, bei denen der Quellcode offenliegt und verändert werden kann. Das Leben ist einfach zu kurz, um sich durch Maschinencode durchzuwuseln, auch wenn das manchmal eine sehr interessante intellektuelle Übung sein kann.
Folglich war die nächste Plattform ein Stinknormal-PC, eine passive stinknormal-ISDN-Karte, und Linux. (Nein, nicht BSD. Wenn schon Open Source, dann richtig.)
Linux hatte damals vieles, aber keinen vernünftigen TCP/IP-Unterstützung; es kam nichtmal mit fragmentierten Paketen zurecht, und das war essenziell. Damals gab es keinen richtigen Maintainer dafür, und ich wollte mir das nicht antun. Zumal ich den Rechner jetzt ans Netz bringen wollte und nicht ein Jahr später.
Folglich habe ich den Netzwerk-Stack vom BSD am Nacken gepackt und ihn in das arme Linux reingestopft. Ein solches Konglomerat ist nicht nur aus lizenztechnischen Gründen kompletter Unfug, aber damals wusste ich das noch nicht besser.
Habe ich erwähnt, dass mein Treiber auf Streams basierte? Dummerweise hat Linux kein Streams (und das ist auch gut so). Macht nichts, irgendwo an der Uni lag Sys5R4-Code rum, da konnte ich den Kram klauen, Debugging einbauen, und so endlich die Fehler in meinem eigenen Code finden …
Das Resultat hat erstaunlich lang und ausreichend gut funktioniert. Irgendwann hatte Linux vernünftiges TCP/IP, und irgendwann hatte die noris network GbR einen externen Router statt eines Servers, der mit seinen vier ISDN-Karten 30 Kunden betreute und nebenher noch Email und Web erledigte, und irgendwann konnte man auch das ISDN im Linux vernünftig verwenden … und so starb U-ISDN eines natürlichen Todes.
Und nein, den Code habe ich nicht mehr greifbar. Bestimmt fände sich noch was auf den 51774 alten Tapes und Wechselplatten, die bei mir im Keller liegen … wenn ich die noch lesen könnte. (Keine funktionierende Hardware, nach 20 Jahren.)